die meisten innenstädte sind identisch langweilig und monoton: läden, läden, läden. billiger ramsch und überteuerte markenscheiße, die auswahl für konsumjünger ist immens. ich selbst gehe niemals in die innenstadt, denn allein das konzept bringt mich schon zum kotzen.
nun geben einige dieser läden auf, weil sie offenbar nicht mit schlechteren zeiten gerechnet haben. macht man als kaufmann nicht eigentlich einen businessplan oder bildet rücklagen, sobald man gewinne einfährt? oder reichen dafür die mathekenntnisse unserer bwl-genies nicht mehr aus? man weiß es nicht.
ich finde ladensterben jedenfalls großartig. zumindest einige menschen scheinen die überflüssigkeit von konsum erkannt zu haben. denn ob klamotten, kosmetik oder elektronische gadgets: auf das meiste kann man in der tat getrost verzichten. all das sind lediglich incentives für das belohnungszentrum, damit man es erträgt, am nächsten tag wieder stumpf im büro zu sitzen und sinnlosen bullshit nach schema f zu machen.
der einzelhandelsverband schlägt angesichts der lage geradezu melodramatische töne an: es entstünden "geisterstädte", wenn nicht gehandelt würde. kurzum, es wird natürlich gewünscht, was in schlechteren zeiten von wirtschaftsversagern immer gewünscht wird: dass papa staat die steuerzahler anzapft und hilfen locker macht. total logisch und selbstverständlich.
mir fielen ja auf anhieb 1000 sachen ein, die man mit leerstehenden geschäften veranstalten könnte. wohnraum schaffen beispielsweise, oder raum für kunst und kultur. auch die abrissbirne hieße ich herzlich willkommen, wenn anstelle der gräßlichen betonbunker grünflächen und parks entstünden. meinetwegen sogar mit kinderspielplätzen. oder auch gemeinnützige einrichtungen wie bibliotheken, schwimm- oder sporthallen. von all dem gibt es viel zu wenig.
warum also stadt nicht mal neu denken? nein, das geht natürlich nicht! der kapitalismus schreibt die absolute gleichförmigkeit von innenstädten vor. die menschen sollen kaufen, kaufen, kaufen, damit sie am ende des tages betäubt in die kissen sinken und zu shoppingmüde zum nachdenken oder für eine revolution sind.
ich bin so angewidert von diesem land, das sich immer noch auf den lorbeeren der wirtschaftswunderjahre ausruht und sich in jeder hinsicht in feigheit übt. und ich sage euch, diese pleitewelle ist das beste, was uns passieren kann. ein ground zero bedeutet ausreichend platz für die entfaltung konstruktiver und zukunftsträchtiger ideen. ideen, von denen alle etwas hätten - nicht nur wohlständler und konsumsüchtige.
natürlich wird das mit den pfeifen, die unser land regieren, nicht passieren. aber träumen darf man ja wohl noch.